Schulden durch Glücksspiel und Spielsucht

Von Franziska L.

Letzte Aktualisierung am: 5. September 2024

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Schulden durch Glücksspiel – Das Wichtigste in Kürze

Warum ist Glücksspiel so gefährlich?

Glücksspiel wird dann riskant, wenn es kein reines Freizeitvergnügen mehr ist, sondern der Nervenkitzel im Vordergrund steht, der Spieler seine Einsätze steigert und immer häufiger spielt, um eben diesen Kick zu erleben. Alles andere – der Alltag, Sorgen und Probleme, aber auch Freunde und Familie – geraten dann in den Hintergrund. Wer immer häufiger um (viel) Geld spielt, kann leicht die Kontrolle verlieren und so im Laufe der Zeit immense Schulden durch das Glücksspiel anhäufen.

Wie kommen Spielsüchtige an Geld?

Spielsüchtige machen Schulden bei der Bank und leihen sich Geld von Freunden und der Familie. Das funktioniert aber nicht auf Dauer. Ab einem bestimmten Punkt greifen Süchtige auch zu illegalen Methoden, um an Geld zu kommen.

Wie kann ich Schulden durch Glücksspiel vermeiden und trotzdem spielen?

Sie sollten nur dann spielen, wenn Sie sich selbst unter Kontrolle haben und wenn Sie in der Lage sind, jederzeit aufzuhören. Setzen Sie sich Grenzen bei der Höhe Ihres Spieleinsatzes, um Spielschulden zu vermeiden. Hier finden Sie weitere Tipps für ein verantwortungsvolles Spiel.

Muss ich Schulden, die durch Glücksspiel entstanden sind, bezahlen?
Muss ich Schulden, die durch Glücksspiel entstanden sind, bezahlen?

Muss ich Schulden, die durch Glücksspiel entstanden sind, bezahlen?

In § 762 Abs. 1 BGB heißt es ganz klar: „Durch Spiel oder durch Wette wird eine Verbindlichkeit nicht begründet. Das auf Grund des Spieles oder der Wette Geleistete kann nicht deshalb zurückgefordert werden, weil eine Verbindlichkeit nicht bestanden hat.“

Damit sind Schulden durch Glücksspiel normalerweise nicht einklagbar. Sprich: Der Spieler muss sie nicht bezahlen. Bezahlt er dennoch, kann er sein Geld nicht wieder zurückverlangen. Aber ganz so einfach, wie der oben zitierte Paragraph suggeriert, ist es eben doch nicht.

Denn wer sein Glück bei staatlich erlaubten Casinos und Spielstätten versucht, muss seine Spielschulden sehr wohl bezahlen. Allerdings ist nicht jede Spielstätte, die Glücksspiele anbietet, auch legal. Vielmehr benötigt jeder Anbieter laut § 4 Abs. 1 Glückspielstaatsvertrag (GlüStV) eine Erlaubnis der zuständigen Behörde des jeweiligen Bundeslandes. Ohne eine solche Lizenz ist und bleibt Glücksspiel verboten und der Vertrag zwischen dem Casino und dem Spieler ist nichtig.

Bei illegalem Glücksspiel kann der Spieler sogar sein verlorenes Geld vom Casino zurückfordern. Weil der Spielvertrag zwischen beiden nichtig ist, erlangt das Casino den Spieleinsatz ohne jeglichen Rechtsgrund. Im Normalfall funktioniert eine solche Rückforderung jedoch nur mithilfe eines Anwalts.

Schulden durch Glücksspiel gefährden die Restschuldbefreiung

Ein Casino darf Schulden nur einfordern, wenn es eine Lizenz besitzt und das Glücksspiel damit legal ist.
Ein Casino darf Schulden nur einfordern, wenn es eine Lizenz besitzt und das Glücksspiel damit legal ist.

Wer während seiner Privatinsolvenz zockt, setzt damit auch seine Restschuldbefreiung aufs Spiel, weil er gegen seine Obliegenheiten verstößt. Denn nach § 295 Satz 1 Nr. 5 InsO darf der Schuldner weder unangemessenen Verbindlichkeiten begründen noch Vermögen verschwenden.

Tut er dies doch und beeinträchtigt er damit die Befriedigung der Insolvenzgläubiger, können diese die Versagung der Restschuldbefreiung beantragen. Die vollständige Schuldenbefreiung im Wege der Privatinsolvenz wäre dann gescheitert, wenn das Insolvenzgericht dem Antrag nachkommt.

Ob sich der Schuldner in einem solchen Fall mit dem Einwand verteidigen kann, dass seine Schulden durch Spielsucht entstanden sind, ist mehr als fraglich. Denn die Gläubiger – und höchstwahrscheinlich auch das Gericht – werden argumentieren, dass diese Ausgabe wirtschaftlich unvernünftig und das Verhalten des Schuldners mindestens grob fahrlässig war.

Deshalb sollten Schulden durch Glücksspiel (unmittelbar) vor der dem Insolvenzantrag und während der Wohlverhaltensphase tunlichst vermieden werden.

Schulden durch Spielsucht – Vorsicht Schuldenfalle

Wer sein Spiel nicht mehr kontrollieren kann, gerät schnell in die Schuldenfalle. Denn süchtige Glücksspieler machen mitunter so hohe Schulden durch ihr Glücksspiel an, dass sie quasi bankrott sind. Dennoch versuchen sie, sich immer neues Geld zu verschaffen, um weiterspielen zu können. Ein Teufelskreis beginnt, der anders als bei Drogenabhängigen keine unmittelbaren physischen Auswirkungen hat, wohl aber fatale soziale und psychische Folgen.

Spielsüchtige machen Eigentum und Wertgegenstände zu Geld. Sie nehmen Kredite auf und leihen sich Geld bei Freunden oder Verwandten. Allerdings können süchtige Spieler all diese Geldbeträge nicht mehr begleichen. Das frustriert und belastet enorm – die Folge: Neues Spiel, um die Geldsorgen und Belastungen zu verdrängen.

Hilfe bei Spielsucht und bei Schulden durch Glücksspiel

Schulden, die durch Spielsucht entstehen, steigen oft ins Unermessliche.
Schulden, die durch Spielsucht entstehen, steigen oft ins Unermessliche.

Wer seine Schulden durch Glücksspiel nicht mehr begleichen und sein Spiel nicht mehr kontrollieren kann, sollte sich umgehend professionelle Hilfe suchen – einerseits, um die Spielsucht zu besiegen und andererseits, um die Schulden zu begleichen. In der Regel funktioniert die Schuldenregulierung nur, wenn der Betroffene gleichzeitig eine Suchtberatung oder eine psychotherapeutische Betreuung in Anspruch nimmt. Deshalb gibt es Schuldnerberatungsstellen, die eng mit der Suchtberatung zusammenarbeiten.

Die Schulden durch Glücksspiel lassen sich mit professioneller Hilfe wie folgt bewältigen:

  • Der Spieler muss zuerst wieder einen Überblick über seine Finanzen gewinnen. Dabei hilft die Aufstellung aller für das Glücksspiel gemachten Ausgaben, den Erst der Lage zu erkennen und sich Hilfe zu suchen.
  • Öffentliche und gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen helfen bei der Aufstellung der offenen Schulden und Verbindlichkeiten. Sie schreiben unter Umständen auch Auskunfteien wie die SCHUFA an, um Informationen anzufordern.
  • Je nachdem, wie hoch die Schulden durch Glücksspiel ausfallen, können schnelle Maßnahmen zur Existenzsicherung des Betroffenen erforderlich sein, beispielsweise um Zwangsvollstreckungsmaßnahmen zu verhindern oder mithilfe eines P-Kontos abzumildern oder um eine Kündigung der Wohnung wegen allzu hoher Mietschulden abzuwenden.
  • Sind die Schulden infolge der Spielsucht allzu hoch, hilft ebenfalls die Schuldnerberatung oder ein Anwalt bei der Frage, ob eine Privatinsolvenz sinnvoll ist. Sie unterstützen den Betroffenen auch bei der Insolvenzanmeldung und während des Insolvenzverfahrens.
  • Das Wichtigste neben der Schuldenregulierung und der Suchtbekämpfung ist, dass Spielsüchtige wieder lernen, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen, wie sie sich monatlich ein realistisches Budget setzen und ihren Verbindlichkeiten erfüllen.

Wie äußert sich Spielsucht? Schulden durch Glücksspiel sind nur ein Hinweis auf eine bestehende Spielsucht. Typische Zeichen für eine Suchterkrankung sind außerdem der Kontrollverlust beim Spielen, das Weiterspielen trotz (hoher) Verluste, illegale Geldbeschaffung, Entzugserscheinungen sowie das allmähliche Vernachlässigen anderer Hobbys und Interessen sowie von sozialen Kontakten und persönlichen Beziehungen.

Disziplin und verantwortungsvolles Spielen – der Spielsucht und Verschuldung vorbeugen

Schulden entstehen mitunter dadurch, dass wir uns selbst nicht kontrollieren. Glücksspiel an sich ist deshalb kein Problem – wer verantwortungsvoll spielt, kann dabei sogar eine Menge Spaß haben und mit einem Quäntchen Glück sogar etwas gewinnen.

Das Glücksspiel wird erst dann problematisch, wenn wir ohne Disziplin spielen. Deswegen ist es ungemein wichtig, bewusst zu spielen und beispielsweise die Bonusbedingungen wie dem Bonus Wager von Online Casinos zu prüfen, um Geld zu sparen. Wer Probleme mit der Selbstkontrolle hat, sollte gar nicht spielen. Für alle anderen ist Glücksspiel mitunter eine interessante Form, sich zu unterhalten.

Checkliste für verantwortungsvolles Spiel

Vermeiden Sie von vornherein Schulden durch Glücksspiel und beherzigen Sie die folgenden Tipps:

  • Setzen Sie sich beim Online-Glücksspiel Tages- und Monatslimits. Überschreiten Sie dieses Limit auf keinen Fall.
  • Überlegen Sie sich vor dem Glücksspiel genau, welchen Spielbetrag Sie sich leisten können. Wenn Sie gerade einen finanziellen Engpass haben, sollten Sie auf das Spielen verzichten, weil es Ihre Geldproblemen nicht löst, sondern verschlimmert.
  • Setzen Sie sich außerdem feste Zeiten, in denen Sie spielen, und halten Sie dieses Zeitlimit auch ein. Vermeiden Sie außerdem kurze Spiele zwischendurch auf dem Handy oder Tablet.
  • Gehen Sie immer mit Freunden gemeinsam zum Spielen. Bitte Sie Ihre Freunde, Sie bei der Einhaltung Ihrer Limits und Vorsätze zu unterstützen.
  • Trinken Sie vor und während des Spiels keinen Alkohol, denn der steigert nur Ihre Risikobereitschaft und torpediert damit Ihre Vorsätze. Das Risiko, Schulden zu machen durch Glücksspiel, steigt damit enorm.
  • Wenn Sie Geld verlieren, akzeptieren Sie dies. Jagen Sie niemals Ihren Spielverlusten nach, indem Sie wieder spielen, um den Verlust auszugleichen. Denn wenn Sie dann wieder verlieren, landen Sie in einem Teufelskreis und häufen in Null Komma Nichts sehr hohe Schulden durch das Glücksspiel an.
  • Spielen Sie nur, wenn es Ihnen gut geht. Hören Sie sofort auf, wenn Sie sich unwohl fühlen beim Spielen oder wenn Sie gestresst sind. Glückspiel ist ein Freizeitvergnügen und kein geeignetes Mittel, um Stress oder Frust abzubauen.
  • Suchen Sie sich Hilfe, wenn Sie sich Sorgen machen über Ihr Spielverhalten oder wenn Sie die Kontrolle verloren haben. Spielsucht-Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen stehen Ihnen sofort mit Rat und Tat zur Seite, ohne Sie zu verurteilen.
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Franziska L.

Franziskas Herzensthema sind Finanzen sowie Verbraucherthemen rund ums Geld. Seit 2017 schreibt sie für schuldnerberatungen.org regelmäßig über Schuldenregulierung & Geldtipps, Pfändung & Insolvenz sowie über zivilrechtliche Fragestellungen. Dabei lässt sie auch ihr juristisches Knowhow aus Studium und Referendariat einfließen.

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