Insolvenzversteigerung: Das Wichtigste in Kürze
Nach der Eröffnung der Insolvenz verwaltet und verwertet der Insolvenzverwalter das pfändbare Schuldnervermögen (Insolvenzmasse), um daraus die Gläubiger zu befriedigen.
Ein typisches Mittel der Verwertung ist die Insolvenzversteigerung durch ein Auktionshaus im Auftrag des Insolvenzverwalters.
Ja. Einige Anbieter führen Insolvenzversteigerungen auch online durch.
Inhaltsverzeichnis
Auktionen zur Verwertung der Insolvenzmasse zugunsten der Gläubiger
Jedes Insolvenzverfahren verfolgt im Grunde dasselbe Ziel: Die Gläubiger sollen weitestgehend das ihnen zustehende Geld bekommen. Sowohl in der Privatinsolvenz als auch bei der Regelinsolvenz wird hierfür das pfändbare Schuldnervermögen – die sogenannte Insolvenzmasse – herangezogen.
Nach der Eröffnung der Insolvenz nimmt der Insolvenzverwalter dieses Schuldnervermögen in Beschlag und verwertet es – sprich: Er macht es zu Geld und verteilt es anschließend quotenmäßig an die Gläubiger. Eine übliche Methode der Verwertung ist die Insolvenzversteigerung. Hier finden Büromöbel, Fahrzeuge, Immobilien und andere Dinge einen neuen Besitzer.
Was wird versteigert? – Begriff der Insolvenzmasse
Welche Sachen in die Insolvenzmasse fallen und demnach bei einer Insolvenzversteigerung verwertet werden dürfen, erklärt § 35 Insolvenzordnung (InsO):
„Das Insolvenzverfahren erfasst das gesamte Vermögen, das dem Schuldner zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens gehört und das er während des Verfahrens erlangt […].“
Im Falle einer Privatinsolvenz zählen hierunter unter anderem:
- Immobilien wie Grundstücke und Eigentumswohnungen
- Erbschaften und Schenkungen
- wertvolle Gegenstände wie Schmuck, wertvolle Kunstwerke und Antiquitäten
- gegebenenfalls auch das Auto des Schuldners, beispielsweise ein teurer Neuwagen oder ein Oldtimer
Das Auto darf per Insolvenzversteigerung verwertet werden, wenn der Schuldner es nicht benötigt, um damit seine Existenz zu sichern. Braucht er den Wagen jedoch zwingend für seine Erwerbstätigkeit, so ist er unpfändbar und fällt dann gemäß § 36 InsO nicht in die Insolvenzmasse. Das wäre etwa der Fall, wenn der Schuldner als Handwerker arbeitet oder als Mitarbeiter im Außendienst.
Bei einer Regelinsolvenz bzw. Unternehmensinsolvenz fällt das Unternehmensvermögen in die Insolvenzmasse. So können bei Firmen-Insolvenzversteigerungen Fahrzeuge, Immobilien, Maschinen und Bürobedarf des insolventen Unternehmens unter den Hammer kommen.
Im Bereich Industrie können auf Insolvenzversteigerungen folgende Dinge ersteigert werden:
- Industrieanlagen
- Großmaschinen
- Fahrzeuge aus dem Fuhrpark, z. B. LKW, Kleintransporter und auch PKW
- Baufahrzeuge
- Informationstechnologie
Wie funktioniert eine Insolvenzversteigerung?
Oft arbeitet der Insolvenzverwalter mit einem Auktionshaus für Insolvenzversteigerungen zusammen, das dann die Auktion durchführt.
Bei einer solchen Versteigerung gibt der Kaufinteressent ein verbindliches Gebot auf das angebotene Gut ab. Andere Bieter tun dasselbe und versuchen dabei, sich gegenseitig zu überbieten.
Das höchste Gebot erhält den Zuschlag. Das heißt, mit dem Höchstbietenden kommt ein Kaufvertrag zustande. Er ist an sein Gebot gebunden, muss diesen Preis also bezahlen und erwirbt im Gegenzug das Eigentum an dem Auktionsgut.
Normalerweise werden auf einer Auktion mehrere Gegenstände angeboten. Bei einer Insolvenzversteigerung sind das die Güter des insolventen Unternehmens bzw. Verbrauchers.
Online-Insolvenzversteigerung
Viele Dienstleister bieten eine solche Insolvenzversteigerung auch online an, wobei gewöhnlich die Möglichkeit besteht, die Ware persönlich vor Ort zu besichtigen. Das Ganze funktioniert wie folgt:
- Interessenten müssen sich in der Regel zuerst kostenlos auf der entsprechenden Plattform registrieren, um bieten und Produkte ersteigern zu können.
- Der Kaufinteressent (Bieter) gibt sein Maximalgebot am Computer ab. Andere Mitbieter können dieses Höchstgebot nicht einsehen.
- Der Bieter bestätigt sein Gebot meist noch einmal über einen Button „Gebot bestätigen“. Achtung: Das abgegebene Gebot ist rechtlich verbindlich und zwingt zum Kauf, wenn es nicht überboten wird.
- Wer überboten wird, erhält gewöhnlich eine Benachrichtigung, z. B. per E-Mail, um sein Gebot ggf. noch einmal anpassen zu können.
- Ist das Mindestgebot erreicht und die Insolvenzversteigerung abgelaufen, erhält der Höchstbietende den Zuschlag.
- Oft muss der Ersteigerer die Ware selbst abholen. Manche Auktionshäuser bieten aber auch einen Versand an. Die Kosten muss jedoch der Kunde tragen.
Bitte erkundigen Sie sich bei dem jeweiligen Insolvenzversteigerer, wie die Online-Auktion bei ihm abläuft. Denn Internetplattform und Verwaltungssystem variieren von Anbieter zu Anbieter.
FAQ: Insolvenzversteigerung
Besichtigen Sie das Fahrzeug auf jeden Fall, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden. Informieren Sie sich außerdem ausführlich beim Auktionshaus über die geltenden Bedingungen. So kann es zum Beispiel sein, dass Sie vertraglich zur fristgerechten Abholung des ersteigerten Fahrzeugs verpflichtet sind. Selbstverständlich muss vorher der Kaufpreis bezahlt werden.
Gewöhnlich ist damit dasselbe gemeint – die Versteigerung von Schuldnervermögen im Auftrag eines Insolvenzverwalters.
Es gibt Auktionshäuser für nahezu alle gängigen Wirtschaftsfelder. Auf einer Insolvenzversteigerung für Bauunternehmen kommen z. B. Baumaschinen und Gerüste unter den Hammer, während bei einer Dachdecker-Insolvenzversteigerung Werkzeuge, Gerüst- und Dachdeckerschrägaufzüge einer insolventen Dachdeckerfirma versteigert werden.
Der Höchstbietende muss meistens nicht nur den Kaufpreis, also sein Höchstgebot bezahlen, sondern auch eine Art Verkaufsprovision. Das Aufgeld beträgt gewöhnlich einen bestimmten Prozentsatz des Kaufpreises.