Insolvenzversteigerung – wenn das Schuldnervermögen unter den Hammer kommt

Von Franziska L.

Letzte Aktualisierung am: 26. September 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Insolvenzversteigerung: Das Wichtigste in Kürze

Was passiert nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens?

Nach der Eröffnung der Insolvenz verwaltet und verwertet der Insolvenzverwalter das pfändbare Schuldnervermögen (Insolvenzmasse), um daraus die Gläubiger zu befriedigen.

Wie verwertet der Insolvenzverwalter die Insolvenzmasse?

Ein typisches Mittel der Verwertung ist die Insolvenzversteigerung durch ein Auktionshaus im Auftrag des Insolvenzverwalters.

Werden solche Auktionen auch online durchgeführt?

Ja. Einige Anbieter führen Insolvenzversteigerungen auch online durch.

Unter welchen Umständen kommt es zur Insolvenzversteigerung?
Unter welchen Umständen kommt es zur Insolvenzversteigerung?

Auktionen zur Verwertung der Insolvenzmasse zugunsten der Gläubiger

Jedes Insolvenzverfahren verfolgt im Grunde dasselbe Ziel: Die Gläubiger sollen weitestgehend das ihnen zustehende Geld bekommen. Sowohl in der Privatinsolvenz als auch bei der Regelinsolvenz wird hierfür das pfändbare Schuldnervermögen – die sogenannte Insolvenzmasse – herangezogen.

Nach der Eröffnung der Insolvenz nimmt der Insolvenzverwalter dieses Schuldnervermögen in Beschlag und verwertet es – sprich: Er macht es zu Geld und verteilt es anschließend quotenmäßig an die Gläubiger. Eine übliche Methode der Verwertung ist die Insolvenzversteigerung. Hier finden Büromöbel, Fahrzeuge, Immobilien und andere Dinge einen neuen Besitzer.

Was wird versteigert? – Begriff der Insolvenzmasse

Welche Sachen in die Insolvenzmasse fallen und demnach bei einer Insolvenzversteigerung verwertet werden dürfen, erklärt § 35 Insolvenzordnung (InsO):

„Das Insolvenzverfahren erfasst das gesamte Vermögen, das dem Schuldner zur Zeit der Eröffnung des Verfahrens gehört und das er während des Verfahrens erlangt […].“

Insolvenzversteigerung: Ist das Kfz des insolventen Verbrauchers unpfändbar, so darf es nicht versteigert werden.
Insolvenzversteigerung: Ist das Kfz des insolventen Verbrauchers unpfändbar, so darf es nicht versteigert werden.

Im Falle einer Privatinsolvenz zählen hierunter unter anderem:

  • Immobilien wie Grundstücke und Eigentumswohnungen
  • Erbschaften und Schenkungen
  • wertvolle Gegenstände wie Schmuck, wertvolle Kunstwerke und Antiquitäten
  • gegebenenfalls auch das Auto des Schuldners, beispielsweise ein teurer Neuwagen oder ein Oldtimer

Das Auto darf per Insolvenzversteigerung verwertet werden, wenn der Schuldner es nicht benötigt, um damit seine Existenz zu sichern. Braucht er den Wagen jedoch zwingend für seine Erwerbstätigkeit, so ist er unpfändbar und fällt dann gemäß § 36 InsO nicht in die Insolvenzmasse. Das wäre etwa der Fall, wenn der Schuldner als Handwerker arbeitet oder als Mitarbeiter im Außendienst.

Bei einer Regelinsolvenz bzw. Unternehmensinsolvenz fällt das Unternehmensvermögen in die Insolvenzmasse. So können bei Firmen-Insolvenzversteigerungen Fahrzeuge, Immobilien, Maschinen und Bürobedarf des insolventen Unternehmens unter den Hammer kommen.

Im Bereich Industrie können auf Insolvenzversteigerungen folgende Dinge ersteigert werden:

  • Industrieanlagen
  • Großmaschinen
  • Fahrzeuge aus dem Fuhrpark, z. B. LKW, Kleintransporter und auch PKW
  • Baufahrzeuge
  • Informationstechnologie

Wie funktioniert eine Insolvenzversteigerung?

Bei einer Druckerei-Insolvenzversteigerung kommen bspw. Druckmaschinen und Papiersauganlagen unter den Hammer.
Bei einer Druckerei-Insolvenzversteigerung kommen bspw. Druckmaschinen und Papiersauganlagen unter den Hammer.

Oft arbeitet der Insolvenzverwalter mit einem Auktionshaus für Insolvenzversteigerungen zusammen, das dann die Auktion durchführt.

Bei einer solchen Versteigerung gibt der Kaufinteressent ein verbindliches Gebot auf das angebotene Gut ab. Andere Bieter tun dasselbe und versuchen dabei, sich gegenseitig zu überbieten.

Das höchste Gebot erhält den Zuschlag. Das heißt, mit dem Höchstbietenden kommt ein Kaufvertrag zustande. Er ist an sein Gebot gebunden, muss diesen Preis also bezahlen und erwirbt im Gegenzug das Eigentum an dem Auktionsgut.

Normalerweise werden auf einer Auktion mehrere Gegenstände angeboten. Bei einer Insolvenzversteigerung sind das die Güter des insolventen Unternehmens bzw. Verbrauchers.

Online-Insolvenzversteigerung

Viele Dienstleister bieten eine solche Insolvenzversteigerung auch online an, wobei gewöhnlich die Möglichkeit besteht, die Ware persönlich vor Ort zu besichtigen. Das Ganze funktioniert wie folgt:

Manche Auktionshäuser führen eine Insolvenzversteigerung auch online durch.
Manche Auktionshäuser führen eine Insolvenzversteigerung auch online durch.
  • Interessenten müssen sich in der Regel zuerst kostenlos auf der entsprechenden Plattform registrieren, um bieten und Produkte ersteigern zu können.
  • Der Kaufinteressent (Bieter) gibt sein Maximalgebot am Computer ab. Andere Mitbieter können dieses Höchstgebot nicht einsehen.
  • Der Bieter bestätigt sein Gebot meist noch einmal über einen Button „Gebot bestätigen“. Achtung: Das abgegebene Gebot ist rechtlich verbindlich und zwingt zum Kauf, wenn es nicht überboten wird.
  • Wer überboten wird, erhält gewöhnlich eine Benachrichtigung, z. B. per E-Mail, um sein Gebot ggf. noch einmal anpassen zu können.
  • Ist das Mindestgebot erreicht und die Insolvenzversteigerung abgelaufen, erhält der Höchstbietende den Zuschlag.
  • Oft muss der Ersteigerer die Ware selbst abholen. Manche Auktionshäuser bieten aber auch einen Versand an. Die Kosten muss jedoch der Kunde tragen.

Bitte erkundigen Sie sich bei dem jeweiligen Insolvenzversteigerer, wie die Online-Auktion bei ihm abläuft. Denn Internetplattform und Verwaltungssystem variieren von Anbieter zu Anbieter.

FAQ: Insolvenzversteigerung

In möchte per Insolvenzversteigerung ein günstiges Auto erwerben. Worauf sollte ich achten?

Besichtigen Sie das Fahrzeug auf jeden Fall, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden. Informieren Sie sich außerdem ausführlich beim Auktionshaus über die geltenden Bedingungen. So kann es zum Beispiel sein, dass Sie vertraglich zur fristgerechten Abholung des ersteigerten Fahrzeugs verpflichtet sind. Selbstverständlich muss vorher der Kaufpreis bezahlt werden.

Gibt es einen Unterschied zwischen Konkursverkauf und Insolvenzversteigerungen?

Gewöhnlich ist damit dasselbe gemeint – die Versteigerung von Schuldnervermögen im Auftrag eines Insolvenzverwalters.

In welchen Branchen sind Auktionen als Insolvenzversteigerung üblich?

Es gibt Auktionshäuser für nahezu alle gängigen Wirtschaftsfelder. Auf einer Insolvenzversteigerung für Bauunternehmen kommen z. B. Baumaschinen und Gerüste unter den Hammer, während bei einer Dachdecker-Insolvenzversteigerung Werkzeuge, Gerüst- und Dachdeckerschrägaufzüge einer insolventen Dachdeckerfirma versteigert werden.

Was ist ein Aufgeld?

Der Höchstbietende muss meistens nicht nur den Kaufpreis, also sein Höchstgebot bezahlen, sondern auch eine Art Verkaufsprovision. Das Aufgeld beträgt gewöhnlich einen bestimmten Prozentsatz des Kaufpreises.

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Franziska L.

Franziskas Herzensthema sind Finanzen sowie Verbraucherthemen rund ums Geld. Seit 2017 schreibt sie für schuldnerberatungen.org regelmäßig über Schuldenregulierung & Geldtipps, Pfändung & Insolvenz sowie über zivilrechtliche Fragestellungen. Dabei lässt sie auch ihr juristisches Knowhow aus Studium und Referendariat einfließen.

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