Insolvenz vermeiden – Maßnahmen und Möglichkeiten

Von Franziska L.

Letzte Aktualisierung am: 1. Oktober 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Privatinsolvenz vermeiden – Das Wichtigste in Kürze

Ich bin pleite. Was kann ich tun?

Suchen Sie sich frühzeitig Hilfe bei einer Schuldnerberatung, wenn Sie immer wieder in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Welche Anzeichen auf eine drohende Insolvenz hindeuten, lesen Sie hier. Führen Sie ein Haushaltsbuch über Ihre Einnahmen und Ausgaben, um zu vermeiden, dass Sie mehr Geld ausgeben, als Sie einnehmen.

Wie kann ich eine Insolvenz vermeiden?

Am einfachsten lässt sich eine Privatinsolvenz vermeiden, indem Sie sich außergerichtlich mit all Ihren Gläubigern darüber einigen, wie Sie Ihre Schulden bezahlen. Wie das funktioniert, fassen wir in diesem Abschnitt zusammen.

Wann ist eine Privatinsolvenz sinnvoll?

An erster Stelle steht Ihr Lebensunterhalt – Miete, Strom, Essen und Trinken etc. Ein außergerichtlicher Vergleich funktioniert nur, wenn nach Abzug all dieser Kosten noch ausreichend Geld für den Schuldenabbau übrigbleibt. Sobald Sie durch die Schuldentilgung unter die Pfändungsfreigrenze rutschen, ist eine Privatinsolvenz gewöhnlich sinnvoller. Lassen Sie sich hierzu von einer Schuldnerberatung beraten.

Insolvenz vermeiden: Mit Hilfe einer Schuldnerberatung fallen die Verhandlungen mit den Gläubigern über einen außergerichtlichen Vergleich leichter.
Insolvenz vermeiden: Mit Hilfe einer Schuldnerberatung fallen die Verhandlungen mit den Gläubigern über einen außergerichtlichen Vergleich leichter.

So beugen Sie vor: Wie sich eine private Insolvenz vermeiden lässt

Das einfachste Mittel, mit dem Sie eine Insolvenz verhindern, ist rechtzeitig zu erkennen, dass Sie handeln müssen. Viele Verbraucher wissen gar nicht, dass sie aus rechtlicher Sicht zahlungsunfähig oder überschuldet sind. Dabei gibt es Anzeichen, die auf eine (drohende) Überschuldung hinweisen, zum Beispiel:

  • Ihr Einkommen ist bereits vor Monatsende aufgebraucht und Sie wissen nicht, wie Sie die Zeit bis zur nächsten Gehaltszahlung überbrücken sollen.
  • Das Einkommen deckt gerade so die Fixkosten wie Miete, Strom- und Gasabschläge. Für den restlichen Lebensunterhalt steht nur wenig oder kaum Geld zur Verfügung.
  • Sie müssen die Bezahlung offener Rechnungen auf den kommenden Monat verschieben, weil das Geld nicht reicht.
  • Ihr Konto ist permanent im Minus. Sie nutzen dauerhaft den Dispokredit und schaffen es nicht mehr, diese Disposchulden auszugleichen.
Um die Privatinsolvenz zu vermeiden, müssen Sie Ihren Gläubigern ein überzeugendes Angebot vorlegen.
Um die Privatinsolvenz zu vermeiden, müssen Sie Ihren Gläubigern ein überzeugendes Angebot vorlegen.

Eine Insolvenz lässt sich vermeiden, auch wenn einer oder mehrere dieser Punkte auf Sie zutrifft. Vorausgesetzt, Sie handeln frühzeitig:

  • Suchen Sie sich umgehend professionelle Hilfe bei einer Schuldnerberatung. Die Berater unterstützen Sie dabei, Ihre Finanzen in den Griff zu bekommen.
  • Um eine Privatinsolvenz zu verhindern, müssen Sie sich zuerst einen umfassenden Überblick über Ihre finanzielle Situation verschaffen. Führen Sie regelmäßig ein Haushaltsbuch, in dem Sie alle Einnahmen und Ausgaben auflisten – auch Kleinstbeträge. Nehmen Sie alle Ausgaben unter die Lupe und prüfen Sie, an welchen Stellen Sie einsparen können.
  • Ermitteln Sie jeden Monat Ihr Budget und versuchen Sie, dieses einzuhalten, um nicht in den roten Zahlen zu landen.
  • Listen Sie alle Ihre Schulden genau auf. Ordnen Sie diese nach Gläubigern, Dringlichkeit und Fälligkeit.

Um eine Insolvenz zu vermeiden, kann es notwendig sein, die Einnahmen zu erhöhen, beispielsweise durch einen Nebenjob oder die Beantragung staatlicher Leistungen wie Wohngeld. Prüfen Sie genau, welche Möglichkeiten ihnen hier offenstehen. Auch dabei hilft eine Schuldnerberatungsstelle.

Insolvenz vermeiden mit einem außergerichtlichen Vergleich

Wenn Sie eine Insolvenz vermeiden möchten, indem Sie sich mit Ihren Gläubigern über den Bezahlung Ihrer Schulden einigen, sollten Sie unbedingt eine Schuldnerberatung hinzuziehen. Sie hilft Ihnen, ein überzeugendes Vergleichsangebot auszuarbeiten und Ihren Gläubigern von diesem Vorschlag zu überzeugen. Das funktioniert aber nur, wenn sowohl Sie als auch Ihre Gläubiger mit dem Vergleich gut leben können.

Eine solche außergerichtliche Schuldenbereinigung läuft grob in folgenden Schritten ab:

Insolvenz vermeiden: Achten Sie darauf, dass Sie alle Gläubiger in den Schuldenbereinigungsplan mit einbeziehen.
Insolvenz vermeiden: Achten Sie darauf, dass Sie alle Gläubiger in den Schuldenbereinigungsplan mit einbeziehen.
  1. Ermittlung aller Gläubiger und der genauen Schuldenhöhe: Hierfür wird gegebenenfalls eine Forderungsaufstellung bei den Gläubigern angefordert.
  2. Ermittlung des Geldbetrags, der für die Schuldentilgung zur Verfügung steht: Dabei muss Ihnen als Schuldner genug Einkommen übrigbleiben, sodass Sie weiterhin problemlos Ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Sie dürfen also durch die Schuldentilgung nicht erneut in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
  3. Erstellen eines Vergleichsangebots (Schuldenbereinigungsplan), der alle Gläubiger einbezieht: Dieses Angebot kann zum Beispiel Eimal- und/oder Ratenzahlungen, Stundungen und einen teilweisen Schuldenerlass beinhalten.
  4. Vergleichsverhandlungen: Stimmen alle Gläubiger dem Angebot zu, lässt sich die Insolvenz vermeiden. Sie müssen sich nun lediglich an die getroffenen Vereinbarungen halten und die Schulden entsprechend zurückzahlen.

Vorteile einer außergerichtlichen Einigung gegenüber der Privatinsolvenz

Der große Vorteil einer Privatinsolvenz ist die Restschuldbefreiung. Diese hat aber auch ihren Preis. Für den Schuldner ist sie oft sehr belastend.

Auch deshalb lohnt es sich, eine Insolvenz zu vermeiden und stattdessen einen außergerichtlichen Vergleich mit allen Gläubigern anzustreben. Das hat folgende Vorteile:

  • keine Auskunftspflichten gegenüber dem Treuhänder und dem Insolvenzgericht
  • diskretes Verfahren (keine Veröffentlichungen und Insolvenzbekanntmachungen)
  • keine Verschlechterung der Bonität durch negative SCHUFA-Einträge
  • Pfändung der eigenen Immobilie wird vermieden
  • Einkommen steht zur freien Verfügung – abzüglich der Raten-/Einmalzahlung zur Schuldentilgung
  • unter Umständen ist ein teilweiser Schuldenerlass durch die Gläubiger möglich
  • es fallen weder Gerichtskosten noch Kosten für einen Treuhänder an
  • keine weiteren Kosten nach einem erfolgreichen Vergleich
  • Schuldenfreiheit im Anschluss an die vertraglich vereinbarte Schuldentilgung

Wann lohnt sich eine Privatinsolvenz? Manchmal lässt sich eine Insolvenz doch nicht vermeiden. So funktioniert eine außergerichtliche Einigung normalerweise nur, wenn trotz der damit einhergehenden Schuldentilgung noch ausreichend Einkommen für den Lebensunterhalt übrig bleibt. Hierfür sollten Sie mindestens den Pfändungsfreibetrag laut Pfändungstabelle zur Verfügung haben.

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Franziska L.

Franziskas Herzensthema sind Finanzen sowie Verbraucherthemen rund ums Geld. Seit 2017 schreibt sie für schuldnerberatungen.org regelmäßig über Schuldenregulierung & Geldtipps, Pfändung & Insolvenz sowie über zivilrechtliche Fragestellungen. Dabei lässt sie auch ihr juristisches Knowhow aus Studium und Referendariat einfließen.

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